Das war das Bürgerforum vom 13.09. zum Thema „Gesunde Stadt – Planung oder Zufall“

Zusammenfassung der Inhalte aus beiden Referaten und Verlauf/Ergebnisse der Veranstaltung vom 13.09.

Am 13.9.22 veranstaltete das Bürgerforum Rüttenscheid seine 4. öffentliche Veranstaltung mit dem Ziel zur Information, Meinungsbildung, und Einflussnahme der Bürger in Fragen der Stadtplanung beizutragen. Thema war „Gesunde Stadt – Planung oder Zufall“.

Nach zwei Impulsvorträgen wurde diskutiert, und jeder konnte Impulse zu den Fragen beitragen, was einem positiv und negativ hinsichtlich der Gesundheit in Rüttenscheid auffällt. Diese Punkte wurden visualisiert und im Nachgang dokumentiert.
Für die Diskussion stand auch der Leiter des Amtes für Stadtplanung und Bauordnung, Roland Graf, zur Verfügung.
Frau Prof. Dr. Susanne Moebus vom Institut für Urban Public Health (InUPH), Universitätsmedizin, trug einleitend vor, wie man in diesem Zusammenhang den Begriff Gesundheit verstehen kann und welche Randbedingungen und Prozesse der Stadtplanung wie darauf einwirken. Es wurde deutlich, dass Gesundheit in diesem Zusammenhang weit und multifaktoriell verstanden werden sollte, sodass auch allgemeine Umweltfragen sowie soziale Faktoren eine große Rolle spielen.
Das städtische Umfeld stellt hier sowohl ein Risiko, etwa durch Abgase, Lärm oder Stress, dar, bietet aber auch viele gesundheitsfördernde Ressourcen, wie gesundheitliche Versorgung, Kultur- und Bildungsangebote, Nahversorgung, soziale Einrichtungen etc. Sie betonte vor allem die Komplexität der Einflüsse und der Interessenlagen.

Gesundheit wird gestaltet, dort, wo die Menschen leben.

Die gezeigten Daten zeigen neben den bekannten Korrelationen mit Umwelteinflüssen auch deutliche Zusammenhänge mit Bildung und materieller Lebenslage. Der besonders große Nord-Süd-Unterschied in Essen macht dies besonders prägnant. Das gilt auch für Grünanteile und deren Veränderung, die häufig negativ ist.

Rüttenscheid als Stadtteil, der bei den meisten statistischen Daten ziemlich genau im Mittelfeld Essens liegt, weist da erfreuliche positive Daten auf, so z.B. bei der weniger hohen Quote von Kindern mit gesundheitlichen Problemen als in anderen Stadtteilen oder beim Grünanteil und dessen Veränderung, die in einigen Bereichen eine Zunahme darstellt.
Abschließend wurde die Partizipation und Selbstorganisation als wichtiger Faktor für ein gesundes Leben in der Stadt genannt, womit das Kernthema des Bürgerforums getroffen wurde.
Als jemand, die lange in Rüttenscheid gewohnt hat, endete sie damit, dass Rüttenscheid nicht nur im Hinblick auf die Lebenslage und Gesundheit der Menschen recht gut dastehe.

Der zweite Vortrag kam von Dr. Wolfgang Beckröge, studierter Meteorologe, der im RVR das Referat Geoinformation und Raumbeobachtung leitete und jetzt als wissenschaftlicher Berater und für die Grünen im Stadtrat von Velbert tätig ist.

Die klimatischen Herausforderungen, denen sich vor allem Städte gegenübersehen (Hitze, Dürre, Überflutung, Starkwind) sind heute jedem bekannt, ja spürbar. Aus der Erfahrung der Stadt Velbert zeigte er auf, wie man versucht, diesen zu begegnen. So hat der Stadtrat eine Checkliste für die Aufstellung von Bebauungsplänen erstellt, mit der die Einflüsse auf all diese Bereiche betrachtet und grob eingeschätzt werden.
In Bereichen wie Rüttenscheid ist beim Wassermanagement weniger die Überflutungsgefahr als der schädliche Einfluss sinkender Grundwasserspiegel auf das Grün zu bedenken. Außerdem natürlich die Wärmeentwicklung und Luftbewegung, die allerdings komplexen Mechanismen gehorchen.
Der historische Wandel zeigt sich in Velbert z.B. in der Änderung traditioneller Bautechniken. Traditionellen dunklen Fassaden, z.B. aus Schiefer, die die Wärme halten sollten, würden jetzt helle Fassaden folgen. Verschattung, Begrünung, Versickerung sind Aspekte, die man bei einer solchen Checkliste abfragt. Tatsächlich musste er aber einräumen, dass daraus keine verbindliche Bewertung eines Bebauungsplanes folgt, sondern diese weiterhin Entscheidung der Politik sei.
In der späteren Diskussion wies Herr Graf darauf hin, dass all diese Aspekte auch in Essen abgeprüft würden, jedoch nicht in einem solchen Schema, sondern weitergehend, z.B. mit speziellen Umwelt- und Klimastudien zu den Bauvorhaben.

Abschließend wurden regionale und internationale Beispiele gezeigt, die das breite Spektrum von Möglichkeiten, aber auch von Randbedingungen aufzeigten.
Die neuesten Daten zur Klimaanalyse in Essen konnten nicht berücksichtigt werden, da sie in diesen Tagen erst vorgelegt wurden. Sie finden sich im Ratsinformationssystem

Die Beiträge aus der aus Zeitgründen verkürzten Diskussion mit den Teilnehmern zeigten das bekannte Spektrum der Ideen, wobei Herr Graf auf die vielen Interessen in der Stadtgesellschaft und das Primat der Politik hinwies. Er und sein Amt seien offen für Diskussionen und Beteiligungen über das juristisch Vorgesehene hinaus.
Immerhin hat das Bürgerforum Rüttenscheid es seinerzeit erreicht, dass über die formale Anhörung zum Bauvorhaben Rüttenscheider Brücke (Hopf) hinaus ein Workshop mit Bürgern durchgeführt wurde, aus dem viele Ideen hervorgegangen sind. Derartiges kann sich die Behörde auch in Zukunft vorstellen, wobei aber der Auftrag von der Politik kommen muss.

Unter den Teilnehmern entstand ein Diskurs über die Fragen, wie formale Abläufe zu verstehen sind und wie man sich am besten einbringt, um Entwicklungen wirkungsvoll zu beeinflussen. Hier arbeitet das Bürgerforum Rüttenscheid weiter.
Die Beiträge der Teilnehmenden zum Veranstaltungsthema: Gesunde Stadt – Planung oder Zufall? haben wir für Rüttenscheid abgefragt, stichwortartig notiert und geben sie nachfolgend wieder:

Was ist schon gut?

  • Grugapark
  • Christinenpark
  • Ärztedichte
  • Gesundheitsversorgung
  • Villa Rü
  • Mischung Gewerbe/Gastro
  • Gießkannenhelden
  • Ehrenamtagentur
  • Siechenkapelle
  • Markt
  • Wir-Gefühl
  • Identität
  • ästhetische Bausubstanz
Was könnte besser werden?

  • Sitzbänke
  • Verkehrssituation
  • Poser verscheuchen
  • Fußgängerampel schneller grün
  • zuviel Versiegelung
  • Öffentliche Toiletten
  • Parkraumbewirtschaftungskonzept
  • mehr Spielplätze für Kinder
  • Raum für Jugendliche
  • Verbot neuer Bebauung
Was können Sie persönlich dazu beitragen?

  • GießkannenheldIn werden
  • Mieter sollten Solaranlagen installieren dürfen ohne bürokratische Hürden
  • Demonstrieren, mehr Öffentlichkeit
  • Zechhaus Mitbeteiligung
  • Anregung für Stadtentwicklungskonzept mit Partizipation der BürgerInnen
  • Widersprüche einlegen zu Bebauungsplänen
  • Überblick zu wichtigen Terminen: https://gemeinsam-fuer-stadtwandel.de. Newsletter abonnieren
  • Abwählen

Und hier noch ein paar Bilder des Abends: