Spiegel-online, 14.11.2020
Dicht, dichter, deutsche Städte: Im Kampf gegen Flächenverschwendung gehen Kommunen unterschiedliche Wege. In Flensburg versucht man eine Abkehr vom Wachstum, in Ulm kauft man Grundstücke auf Vorrat.
Am Ostufer der Stadt Flensburg hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Neben der Marineschule öffnete ein Luxushotel, im neuen Stadtteil Sonwik ragen bunte Häuser mit Bootsanleger in die Förde, ein Privatmuseum über den Jachtsport zeigt edle Segelboote. Mittendrin will die Verwaltung auf einer bis 2016 von Autonomen teilweise besetzten Hafenbrache noch etwas viel Bedeutenderes entwickeln: Platz zum Wohnen und Leben. Denn der fehlt wie in deutschlandweit vielen Kommunen auch in der Stadt an der dänischen Grenze – und er soll dort anders entstehen als in vergleichbar großen Städten, deren Neubaugebiete oft noch aus dem Dreiklang Einfamilienhaus, Doppelgarage und Rollrasen bestehen.
Um solch ökologisch bedenkliche Flächenvergeudung zu stoppen, begleitet in Flensburg ein Team aus Stadtplanern und Forschern die Entwicklung des Hafens Ost. Es untersucht, wie es in Städten auch mit weniger Fläche genug Raum für ein gutes und nachhaltiges Leben für alle geben kann. Hierfür besinnen sie sich auf eine über Jahrhunderte erprobte Form des Zusammenlebens, die dem auf Wachstum und technischen Fortschritt getrimmten Selbstverständnis widerspricht. Doch als Strategie könnte sie von Flensburg bis Füssen helfen, das Leben in der Stadt ökologisch nachhaltiger und sozialer zu gestalten.